Das ewige Duell – Korsika oder Sardinien?
Wer die Wahl hat, hat die Qual: Korsika oder Sardinien? Beide sind traumhaft schön und sind es wert, den Urlaub – ob Familie mit Kindern oder Single – dort zu verbringen! Wenn Äpfel mit Birnen verglichen werden, ergibt sich folgendes Resultat: Geschmäcker sind verschieden! Und doch möchten wir ein paar Dinge aufzeigen, warum Korsika unser Favorit ist.
Berge auf Korsika, Strände auf Sardinien
Mit einer Küstenlänge von 1843 km gibt es auf Sardinien herrliche Badestrände. Aber auch die viel kleinere Insel Korsika hat lange, weiße Karibikstrände zu bieten und mit ihren über 1000 km Küstenlänge laden vergleichsweise ebenso tolle Ufer zum Schwimmen ein. Vor allem die Ostküste mit ihrem kilometerlangen Sandstrand ist beliebt bei Badeurlaubern. Der Westen dominiert mit vielen kleinen Badebuchten, die ein Paradies zum Schnorcheln sind. Insgesamt gibt es vielfältige, einsame Plätzchen auch in der Hochsaison zu finden, mit teils nicht ganz leichtem Zugang zum Meer. Sand-, Kiesstrand oder Felsenufer bieten abwechslungsreiche Tage am Meer. Auf Korsika ist freier Zugang zum Meer für alle gesetzlich geregelt – im Gegensatz zu Italien.
Nur 12 km Abstand voneinander, können die beiden Schwestern doch so unterschiedlich sein. Korsika ist die gebirgigste Insel im Mittelmeer. Die durchschnittliche Höhe beträgt 568 m (Sardinien 344 m) und macht sie so zum Wanderparadies. Hier befindet sich auch der anspruchsvollste Fernwanderweg in Europa, der GR20. Auf ca. 14 abwechslungsreichen Etappen durchwandert man unterschiedliche Landschaften, eine schöner als die andere. Aber auch kleinere Wanderungen können überall auf der Insel unternommen werden und sind einzigartig in ihrer Landschaft (z.B. Tra Mare e Monte). Auch auf der großen Schwester gibt es Wanderwege, jedoch eher selektiv, denn dort sind auch „eintönige“ Landschaften im Landesinneren und mit 1834 m ist die Punta La Marmora um einiges kleiner als der höchste Berg Korsikas. Der Monte Cinto (2706 m) ist relativ einfach zu bezwingen und nur knapp 25 km vom Meer entfernt. Und das macht Korsika auch so interessant: vom Meer sieht man immer die Berge und vom Gipfel immer das Meer. So kann am Morgen der erste Gipfel erklommen werden und am Nachmittag werden die beanspruchten Gliedmaßen am nächsten feinsandigen Strand wieder entspannt und der Schweiß im erfrischenden, türkisblauen Nass abgewaschen. Auf der kleineren der beiden Inseln gehen sportliche Betätigung und entspannender Sommerurlaub Hand in Hand. Und auch der Wintertourismus wird immer populärer unter Wintersportlern. Beim Schneeschuhlaufen auf verlassenen Berggipfeln auf das blaue Meer schauen – das geht nur auf Korsika!
Die Kerze und die Flamme – Sardinien und Korsika
Beide Inseln sind im Sommer sonnenfest. Durchschnittstemperaturen von 40° Grad sind keine Seltenheit. Auf Korsika kühlt es aber, bis auf wenige Tage, nachts auch angenehm ab, so dass ein erholsamer Schlaf möglich ist. Korsika hat zwar etwas mehr Niederschläge, aber deshalb auch mehr Wasser in den Flüssen, was der neuen Trendsportart Canyoning zugutekommt. Die Ströme sind auch im Hochsommer nicht ausgetrocknet und Springen vom Fels oder der Genuss von langen Wasserrutschen hinein in die herrlichen Badegumpen zu gleiten ist zu jeder Zeit möglich. Außerdem bleibt die Macchia so das ganze Jahr über in allen Lagen mehr oder weniger grün. Sardinien hingegen ist weniger saftig, trockener und durch ihre Größe auch viel weitläufiger. Sie ist also die herbere, kargere der beiden. Auf Sardinien herrschen 8 Winde, die ihr auch den Beinamen „Insel der Winde“ geben. Dies kann durchaus den Badeurlaub beeinträchtigen, vor allem im Westen und Norden. Auch im Nordwesten von Korsika trifft der Mistral hin und wieder auf Land, jedoch weniger heftig als auf der großen Schwester und gibt Wellenreitern und Windsurfern an einigen Stränden die Möglichkeit, ihrem Lieblingssport nachzukommen (z.B. in Algajola in der Balagne). Und Segler können ja sowieso beide Inseln umrunden.
Unterkünfte sind auf beiden Inseln ähnlich. Von Ferienhäusern, –Wohnungen, Feriendörfern und Hotels bis zum Camping, ist für jeden Geschmack etwas dabei. Korsika ist etwas teurer und Schlafplätze sollten im Juli und August ohnehin reserviert werden. Selbst Zeltplätze können dann schon einmal ausgebucht sein. Wer stressfrei reisen möchte, sollte Fährverbindungen auch schon im Vorfeld buchen.
Motorrad, Mietwagen oder Bus auf Korsika?
Generell ist für das Erkunden des Festlandes ein eigenes Fahrzeug notwendig, denn öffentliche Verkehrsmittel gehören nicht zu den Spezialitäten auf beiden Inseln. Es ist möglich, aber doch sehr mühsam. Oder man nimmt eine geführte Tour in Anspruch, die natürlich noch einiges an Informationen bietet. Sicher ist, beide Insulaner legen eine riskante Fahrweise an den Tag und sie sollten lieber vorbeigelassen werden, wenn einem der Ausguck wichtiger ist. Vielleicht sind die Korsen noch ein klein wenig wilder. Für empfindliche Mägen sollten Reisetabletten im Gepäck nicht fehlen, denn es kann schon gut kurvig und eng werden. Genuss-Biker tendieren eher zu Sardinien, denn dort ist der Straßenbelag besser. Enduro oder Crossmaschinen-Liebhaber kommen aber auf Korsika ganz auf ihre Kosten. Egal um welche Insel es sich handelt, sollten doch mindestens 3 Wochen zur Erkundung geplant werden, und selbst dann gibt es immer noch viel viel mehr zu entdecken…
Die Schwesterninseln Korsika und Sardinien
Geologisch gesehen, haben beide Inseln viele Gemeinsamkeiten und werden unter anderem deshalb als Schwesterinseln bezeichnet. Die sardisch-korsische Platte wurde im Tertiär durch Kontinentalverschiebung (war auch für die Entstehung der Alpen zuständig) von der europäischen Platte abgetrennt und in ihre heutige Lage gebracht. Der durch tektonische Vorgänge entstandene Granit ist auf beiden Inseln zu finden, überwiegt jedoch auf Korsika (ca. 2/3 der Insel macht grobkristalliner Granit aus, jedoch auch kristalliner Schiefer ist auf beiden vorhanden). Besonders schön anzusehen sind auf beiden Inseln die „Tafoni“ – Auswaschungen im Granit, die tolle Fotomotive hervorbringen. Das sardische Landschaftsbild ist vor allem durch sein Kalkvorkommen geprägt, was auf Korsika nur um die Region von Bonifacio zu finden ist. Korsikas Berge weisen hochalpinen Charakter auf, Vulkane gab es nicht. Auf Sardinien aber entstand der Vulkanismus durch den Aufriss der Platten durch den hohen Druck bei der Kontinentalverschiebung und ist bis heute aktiv.
Korsikas Charakter
Korsika wird auch als das „Gebirge im Meer“ bezeichnet. Und es wird gemunkelt, dass die unwegsamen, oft steilen und schwer erreichbaren Gebirgstäler Schuld sind am „eigenen“ Charakter der Einwohner. Die Korsen, vor allem die in den Bergen, gelten als stolzes Völkchen – das wussten schon René Goscinny und Albert Uderzo in „Nr. 20“ (Asterix auf Korsika) zu berichten. Doch auch auf der größten Insel des Mittelmeeres, Sardinien, gibt es abgeschiedene Gegenden mit einsamen Bewohnern, die ebenso wie die Korsen, allen und allem Fremden gegenüber skeptisch bleiben.
Auch geschichtlich gesehen haben beide eine Gemeinsamkeit: Ihre Flagge. Beide zeigen einen (Korsika) bzw. vier Maurenköpfe, die auf die Herrschaft des Aragon-Geschlechtes um das 12. Jhd. zurückgeht. Hierum ranken sich jedoch die Legenden und es wird angenommen, dass die Bedeutung für beide Völker viel tiefer und symbolischer ist, findet man doch auf beiden Inseln Gruppierungen, die nach wie vor an der Unabhängigkeit interessiert sind und diese auch zum Ausdruck bringen. Ein Korse darf nicht als Franzose bezeichnet werden, genauso wie ein Sarde ein Sarde ist, kein Italiener. Doch eines noch haben beide Inseln gemein: sie sind eine Insel der Hirten.
Savoir Vivre oder Dolce Vita?
Ein heikles Thema, unser Geschmack. Deshalb hier nur ein paar korsische Spezialitäten, die wohl jedermann das Wasser im Mund zusammen laufen lassen…
Fiadone: Korsischer Käsekuchen, gemacht aus dem einheimischen Brocchiu (Käse aus Ziegenmilch und Schafsmolke), mit einem Schuss „Eau de Vie“ (Tresterschnaps) und Zitronenschale, eine Geschmacksexplosion, die es nur auf Korsika gibt.
Kastanienmehlkuchen: Die Kastanie war und ist immer noch Hauptnahrungsmittel Nummer eins und so steht auf jeder Speisekarte als Dessert der warme Kastanienkuchen – für jeden Kuchenliebhaber ein Genuss!
Wildschwein: Schon unser rundlicher Gallier wusste, welche Köstlichkeit sich hinter diesem Borstentier verbirgt. Ob das Schwein nun tatsächlich von Korsika kommt, sei dahin gestellt, Fakt ist, die Korsen wissen sehr wohl wie ein köstliches Wildschweingulasch mit Trockenpflaumen und Rosmarin zubereitet wird.
Fisch: Auch Fischesser kommen voll auf ihre Kosten. Ob ein leckeres Thunfischsteak, Austern, Hummer, Miesmuscheln mit Pommes („moules et frites“) oder Oktopus – die meisten Restaurants bringen Meerestiere aus dem Mittelmeer fangfrisch auf die Teller.
Und dann gibt es natürlich noch das korsische Kastanien-Bier Pietra. Süßlich-herb sind auch Nicht-Biertrinker begeistert, hat es doch etwas mehr Umdrehungen als normales Bier (6 %). Weitere alkoholische Genüsslichkeiten sind der Likör Cap Corse, Pastis, Myrtenschnaps und vor allem die Rosé-Weine, die in diesem sommerlichen Urlaubsfeeling am besten schmecken. Dazu ein Charcuterie-Teller (Wurstwaren) mit aromatischem Käse – und der Abend ist perfekt!
Essen auf Korsika
Die Mischung macht’s! Auf Korsika ist zu jeder Jahreszeit Erntezeit. Im Winter und Frühling Zitrusfrüchte, Kiwis, Melonen und Beeren (Myrte), im Spät-Frühling und Sommer Kirschen, Aprikosen und Äpfel, im Herbst Feigen, Nüsse, Baumerdbeeren und Kastanien. Doch ganzjährlich können die wilden Kräuter aus der Macchia gepflückt werden. Sie verleihen jedem Essen diesen unverwechselbaren, korsischen Geschmack!
Es soll noch gesagt werden, dass sich der korsische Tourismus den Vorlieben für Essenszeiten weitestgehend angepasst hat. Jedoch gibt es auf Korsika vor allem außerhalb der Hauptsaison Öffnungszeiten für die Küche. So essen Korsen bis 14 Uhr zu Mittag, weshalb die Restaurants am Nachmittag geschlossen haben und erst ab 19 Uhr wieder geöffnet sind. Restaurants, die den ganzen Tag geöffnet haben, werden mit „Service non-stop“ markiert. Auf Sardinien wird noch länger Siesta gemacht. Restos stellen erst gegen 20 Uhr auf den Abendbetrieb um.
Essen gehen wird mit der Familie auf beiden Inseln zu einem teuren Ereignis. Köstlicher Wein, schmackhafter Käse und leider auch horrende Rechnungen sind auf der Tagesordnung der Korsen. Billiger und mindestens genauso gut geht’s im Supermarkt. Auf Korsika ist Selbstversorgung immer noch günstiger als auf ihrer Nachbarinsel.
Familienurlaub mit Kindern im Mittelmeer
Generell sind beide Inseln sehr kinderlieb. Das liegt daran, dass den „Südländern“ die Familie das Wichtigste im Leben ist. Familien mit Kindern sind überall willkommen und so lässt man den Sprösslingen einiges durchgehen. Das bekommen die Kinder mit viel Aufmerksamkeit zu spüren. Auf der anderen Seite gilt das natürlich ebenso. Also auch korsische Kinder werden verwöhnt und dürfen ihre Freiheit voll ausleben. Trotz Kinderliebe gibt es wenig reduzierte Tarife für Kinder – vermutlich liegt es an dem hohen Respekt der Großen gegenüber den Kleinen.
Massentourismus?
Sardinien ist die größte Mittelmeerinsel, Korsika schafft es flächenmäßig auf Platz 4. Dennoch hat Sardinien eine höhere Bevölkerungsdichte als die kleine Schwester. Mit insgesamt 1.664.000 Einwohner, wovon ca. 150.000 in der Hauptstadt Cagliari leben, macht das bei einer Fläche von 24.089 km² 69,1 Einwohner je km². In Cagliari kann schon fast Großstadtfeeling aufkommen, wohingegen Korsikas Hauptstadt Ajaccio mit ca. 65.000 Einwohnern tatsächlich nur im Hochsommer als Stadt in unserem Sinne bezeichnet wird. Die Einwohnerzahl insgesamt beträgt 324.000. Bei einer Fläche von 8.680km² macht das 36,4 Einwohner je km². Somit ist die Bevölkerungsdichte auf Sardinien fast doppelt so groß. Aber auch trotz Hauptsaison im Juli und August, lassen sich auf beiden Inseln einsame Plätzchen finden. Entgegen seinem Ruf, haben sich auch die Korsen auf den wirtschaftlich wichtigen Tourismus eingestellt, stehen diesem sogar größtenteils positiv gegenüber und können auch hin- und wieder ein paar Brocken englisch.
In den meisten Küstenorten gibt es zahlreiche Bars und Restaurants, doch große Hotelanlagen sucht man hier vergeblich. Die Bauwerke auf der ganzen Insel dürfen nicht mehr als 5 Stockwerke haben, weshalb es kaum Bausünden gibt. Ebenso hat der (in den 1970 er Jahren zum Teil terroristisch veranlagte) Einsatz der Korsen zum Erfolg, dass in den zahlreichen Naturschutzgebieten entlang der Küste, z.B. Scandola bei Porto, überhaupt nicht gebaut werden darf, um so die Ursprünglichkeit der Natur zu gewährleisten. Die Küstenregionen sind schon touristisch und im Hochsommer auch sehr gut besucht, doch wem es nach Einsamkeit dürstet, der findet nicht nur im Landesinneren sein einsames Plätzchen sondern bestimmt auch ein wunderschönes Fleckchen am Meer. Es muss ja nicht immer Sandstrand sein. Denn auch auf Sardinien sind die langen Strände im Hochsommer stark frequentiert und leiden in ihrer Qualität. Oder man lässt sich einfach vom Treiben mitreißen und nimmt an einem der zahlreichen kulturellen Angebote teil, die nicht nur den Touristen Brauchtum und Tradition offenbaren. In den Wintermonaten flauen die klassischen Ereignisse ganz schnell ab, jedoch kann man auch im Oktober noch herrlich bummeln gehen, in den kleinen Örtchen Korsikas. Kenner beider Inseln behaupten, Korsikas Dörfer seien sauberer als bei der Nachbarin, doch auch das kommt wahrscheinlich auf die Saison an. Streunende Hunde jedenfalls gibt es auf Korsika nicht. Dafür aber umso mehr freilaufende Ziegen, Schafe und Kühe – der reinste Massenauflauf!
Korsika-Virus – eine Liebe für’s Leben
Wenn das Wort Korsika-Virus fällt, so wird nicht von einer schlimmen, ansteckenden Krankheit gesprochen, sondern von dem Duft, der – einmal gerochen – ein Leben lang in der Nase bleibt. Und nicht nur in der Nase, auch im Gedächtnis verbindet man mit dem Duft „Die Insel der Schönheit“. Wer einmal auf der Insel war, wurde infiziert und wird bestimmt noch mindestens einmal wieder kommen. Doch Man(n) darf durchaus fremdgehen und sich von Korsikas Schwester verführen lassen – irgendwann zieht es einen ja doch wieder auf die Ile de Beauté.
Isule surelle
Una hè di muntagna per a muvra ribella
L’altra hè di pianure per fà pasce l’agnelli
Una hè di pagliaghji à mez’à e pascure
L’altre hè di nuraghe chì alzanu le so mure
Sò l’isule surelle
Terre di i pastori
Una hè a so cima chì a face fiera
L’altra hè u so mare chì a porta altiera
Una dice à norde l’estru di terraniu
L’altra canta à sud in e sciappittane
Sò l’isule surelle
Terre di i pastori
Terre di i pastori
Die eine ist gebirgig für das rebellische Wildschaf
Die andere hat Flächen zum Grasen der Lämmer
Die eine hat Schäferhütten inmitten ihren Weiden
Die andere Nuraghen mit turmhohen Mauern
Sie sind Schwesterninseln, Länder von Hirten
Die eine hat ihre Gipfel, die sie stolz macht
Die andere ihr Meer, das sie überheblich macht
Die eine schildert im Norden die Launen ihrer Erde
Die andere singt im Süden in der sommerlichen Hitze
Sie sind Schwesterninseln
Länder von Hirten
Text und Musik: Stéphane Casalta (Sänger von der korsischen Gruppe A Filetta), Übersetzung Gerda-Marie Kühn
Eine kleine Hinweis, Sizilien ist die größte Insel Mittelmeers, nicht Sardinien.