Nachdem ich schon mehrere Jahre wochenweise im Feriendorf tätig war, bin ich in der vergangenen Saison erstmals durchgehend als Bergreferent im Störrischen Esel „gsi“.
Durch Anregung unserer Stammgäste habe ich auch einige neue Wander-Touren ins Programm genommen, wie zum Beispiel die „Pointe des Sept Lacs“. Von der Bergerie de Grottelle im Restonikatal geht es vorbei an den bekannten Melo und Capitello-Seen über Boccia Soglia. Auf dem GR20 zur Breche de Capitello und in einer kurzen, luftigen Kletterei auf die „Pointe des Sept Lacs“, wo uns sieben Seen zu Füßen liegen. Der Abstieg erfolgt über den GR20 zum Renososee und auf kaum begangener Route entlang des Renoso, neben dem 200 Meter hohen Wasserfall wieder zum Ausgangspunkt zurück.
Eine weitere neue Tour ist ein Teilstück des neuen „Transhumance-Wanderweges“, auf dem früher die Hirten mit ihren Herden quer durch das Hochgebirge zu den Weideflächen am Meer zogen. Vom Col de Vergio, dem höchsten Pass Korsikas, wandern wir durch das Golotal und über die Bocca di Guagnerola zur Puscaghja-Hütte hinab. Die ehemalige, aus Steinen gebaute Bergerie, steht an einem idyllischen Plätzchen mit Wiese und Bach, mitten im Hochgebirge. Es folgt ein weiterer Aufstieg auf die Bocca Capronale, bevor wir auf einem, durch Meisterleistungen der einstigen Bewohner gebauten Serpentinen-Weg, ins Fangotal absteigen.
Es fällt schwer die schönste Tour zu nennen. Es war wohl die Tour mit Freund Wotschke an meinem freien Tag. Wir wollten den Monte Cinto, die Capu Larghia und die Punta Minuta an einem Tag besteigen. In Haut Asco angekommen entschieden wir uns, im Auto sitzend, noch eine Stunde Schlaf nachzuholen, denn das ganze Gebiet war dicht bewölkt und stürmisch. Wir hatten die Tour gut geplant, der Wetterbericht versprach im Tagesverlauf Wetterbesserung – also gingen wir dann los. Den Cinto mussten wir aus Zeitgründen jedoch weglassen und stiegen gleich auf der Nordroute in Richtung Capu Larghia auf. Bald befanden wir uns mitten in den noch dunklen Wolken, die ausgerechnet unseren Berg einhüllten, und der feuchtkalte Sturm erschwerte das Klettern. Während des konzentrierten und raschen Abstieges nach Süden, lichteten sich dann endlich die Wolken, was die Orientierung erleichterte. So querten wir planmäßig zur Aufstiegsroute, der Punta Minuta, hinüber. Ihre schönen Gipfel konnten wir dann bereits wolkenlos erklettern. Den Abstieg nahmen wir über den Capo Rosso, nordseitig durch Schneefelder, wieder zu unserem Ausgangspunkt nach Haut Asco zurück.
Der majestätische Gipfel der Punta Minuta steht jetzt ebenfalls im Programm des Störrischen Esel und bietet, als nebenstehender Gipfel, eine tolle Alternative zum meist überlaufenen Monte Cinto. Denn der Monte Cinto ist zwar der höchste, aber nicht der schönste Gipfel Korsikas.
Über die Saison konnte ich 78.000 Höhenmeter in den korsischen Bergen zurücklegen und habe dabei zwei paar Bergschuhe durchgelaufen. Bei allen meinen Bergtouren, Wanderungen und Flusstouren waren insgesamt 987 Gäste mit dabei. Ich möchte mich für das Vertrauen und die Teilnahme an den Touren bedanken, und für das kameradschaftliche und rücksichtsvolle Verhalten in den Gruppen. Ich bin froh, dass bis auf einen gebrochenen Zehen eines Mädchens bei einer Flusstour, alle Touren unfallfrei verlaufen sind.
Ich bedanke mich bei den Kollegen in allen Bereichen des Feriendorfes, wie der Verwaltung, der Rezeption, der Gastronomie, des Platzes, sowie der Wäscherei, der Animation, der Kinder- und Jugendbetreuung und bei den anderen Referenten, für das familiäre Zusammenwirken. Danke auch an die über sechzig Freunde, Familie und Bekannte, die mich hier im Feriendorf als Gäste besucht haben. Wir konnten eine ganz schön schöne Zeit verbringen.
Bericht von Edgar Eberle, Bergreferent Feriendorf Störrischer Esel